Die vierte industrielle Revolution (auch bekannt als Industrie 4.0) stell auch die Logistikbranche vor große Aufgaben. Datenbrillen, KI, Smartwatches – all diese Technologien beschleunigen die Transportkette und machen die Abläufe effizienter. Die Digitale Transformation ist bereits in vollem Gange, allerdings ist noch mehr davon nötig, um Kommunikation und Transport im Betrieb und mit Kunden zu verbessern. Unternehmen werden dadurch flexibler und beugen Materialverschwendungen o. Ä. vor. Grundlegende Probleme können so endlich gelöst werden.Wir stellen einige Ergebnisse aktueller Umfragen vor, zeigen Umsetzungsmöglichkeiten auf und benennen praktische Beispiele.

Grundlegend veränderte Logistik

Bitkom1 befragte zur Digitalisierung 508 Logistikunternehmen und fand heraus, dass diese als aktuell zweitgrößte Herausforderung angesehen wird. Die resultierenden Vorteile sehen sie darin, dass langfristig Kosten gesenkt werden (89 Prozent), dass die Transportkette beschleunigt wird (86 Prozent) und dass seltener Fehler auftreten (72 Prozent). Kein Betrieb ist der Ansicht, dass digitale Technologien überflüssig sind – 88 Prozent finden im Gegenteil, dass sie eine Chance für die Firma darstellen. Die Unternehmer sehen besonders Datenbrillen (75 Prozent), selbstlernende Systeme (65 Prozent) und autonome Drohnen (58 Prozent) im Kommen. Derzeitig nutzen sie schon fahrerlose Staplersysteme, Smart Container und Lagerroboter; sie planen aber auch den Gebrauch von Datenbrillen bzw. Smart Lenses. Standardlösungen wie die elektronische Rechnung und Warehouse Management Systeme herrschen in der Branche jedoch trotzdem noch vor und zeigen auf, wo es noch krankt. Nicht einmal die Hälfte der Befragten nutzen Tracking und EDI (Electric Data Interchange); sie wollen aber zukünftig Cloud-Computing und Big Data Analytics anwenden.

Mit KPI die Schwachstellen finden

Aber wie kann die Logistik am besten auf die Digitalisierung reagieren? Zum Beispiel sind die sogenannten KPI (Key Performance Indicators) ein zentrales Mittel, um den Erfolg eines Unternehmens aufzuzeigen und sich stetig zu verbessern: Kennzahlen werden festgelegt und die Messwerte analysiert. Wichtig ist aber, dass nicht zu viele KPI gesetzt werden, denn sonst wird es unübersichtlich. Lieber ein paar wenige, aber relevante, anstatt viele unbedeutende Kennziffern festlegen – nur so kann effektiv analysiert und an Lösungen gearbeitet werden. Beispiele für Logistik-KPI sind Qualität, Wirtschaft und Produktivität: „Wie schnell wurde das Ziel erreicht?“, „Wo werden hohe Kosten verursacht?“ und „Wie effektiv ist Gerät XY oder Person Z?“. Natürlich ist die Palette an möglichen Indikatoren sehr viel länger.

Digitale Transformation funktioniert – Erfolgsgeschichten aus Bremen, Bremerhaven und NRW4

Dass die in diesem Text beschriebenen Maßnahmen nicht nur leere Versprechungen sind, sondern tatsächlich funktionieren, zeigt der Maschinen- und Anlagenbau in Nordrhein-Westfalen. Als Schlüsselindustrie ist der Sektor in breit gefächerte Teilbranchen aufgeteilt, die alle auf den Zug der Digitalisierung aufspringen. Sie vernetzen sich untereinander, mit Kunden und Produzenten, nutzen neueste Technologien und erwirtschaften dabei Millionen. Nano-Materialien, neue Werkstoffe und innovative Logistikkonzepte spielen hierbei eine große Rolle. Auch mit der Forschung arbeiten sie zusammen, um ihre Kunden zufrieden zu stellen. Besonders erfolgreich ist zum Beispiel das Spitzencluster „it´s OWL“. Als eine der größten Initiativen im digitalen Zeitalter hat es eine internationale Reichweite. In dem Netzwerk arbeiten Weltmarkt- und Technologieführer im Maschinenbau, der Elektro- und Elektronikindustrie und die Automobilzulieferindustrie mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen zusammen.

Das Bremer Unternehmen BLG LOGISTICS setzt Roboter im Lager ein, die Regale zu Mitarbeitern fahren, um Waren zu entnehmen und kommissionieren. Dies spart Laufwege, Lager sind flexibler und Kosten sinken.

Die PTS Logistics Group setzt die Microsoft HoloLens ein. Diese Datenbrille hilft beim Verpacken der Waren: Techniker mussten zuvor Teile, die über keine standardmäßige Verpackung verfügen, selbst ausmessen und dann die Verpackung erstellen. Die HoloLens übernimmt die Messungen, wodurch das Verpacken beschleunigt wird. Da die Nebenkostenabrechnung aufwendig und kompliziert war, nutzt der Flughafen Bremen nun ein digital vernetztes Verwaltungssystem. Auch damit wird Zeit gespart. Um große Projekte wie Schwertransporte besser planen und überwachen zu können, ist LOMO eine Option. Durch LOgistik MOnitoring ist der Status eines Transportes überall und jederzeit verfügbar. Die LSA Logistik Service Agentur aus Bremerhaven zum Beispiel nutzt dieses System. Nun muss der Projektleiter nicht mehr vor Ort sein, sondern kann die Position und den Zustand einer Ware bequem von zu Hause aus überwachen – und das weltweit. Die Arbeit in Laboren kann mittlerweile von Geräten verbessert werden, die Messdaten automatisch an einen Computer weiterleiten und archivieren. So zum Beispiel der FoodALYT D 5 + vom OMNILAB-LABORZENTRUM GmbH & Co. KG.

Dass die Cloud telefonieren und mailen beinahe überflüssig macht, zeigt sich in den Bremer PersonalBüros Gerhard Müller. Auf Informationen wie Arbeitsverträge von Kunden, Daten und Lohnabrechnungen können alle Sachbearbeiter zugreifen – umständliches Weiterleiten per Mail ist Schnee von gestern. Anhand dieser Beispiele zeigt sich also, dass die Digitalisierung tatsächlich funktionieren kann. Arbeitsprozesse beschleunigen, Kundenzufriedenheit verbessern – mit einer guten Strategie funktioniert dies in jedem Unternehmen.

Digitale Hilfestellung im Verkehrsnetz

Wenn die Digitalisierung der Logistik helfen soll, dann gibt es ein ganz besonderes Aufgabenfeld: Die Straße, denn auf diesen ist immer mehr los. Endlose Staus verlangsamen jeden Transport. Autobahnen müssen ausgebaut, Schienennetze aktualisiert und Kanäle modernisiert werden. Aber auch digitale Technologien können helfen, den Verkehr flüssiger werden zu lassen. So können zum Beispiel Apps exakte Live-Staumeldungen anzeigen oder LKW-Rastplätze organisieren. Track-und-Trace-Optionen in den Fahrzeugen helfen, den Transport effektiver zu gestalten. Außerdem sollten sich alle Beteiligten der Wertschöpfungskette miteinander vernetzen. Dann können sie sich zum Beispiel viel einfacher über Störfaktoren informieren. Und über Cloud-Systeme können gesammelte Daten ausgetauscht werden. Autonome Fahrzeuge (oder Fahrzeuge mit Assistenzfunktionen) können Mitarbeiter entlasten. Laut transport-online.de4 könnten Kosten für Wartung oder Kraftstoff schon bis 2020 um fünf Prozent gesenkt werden. Durch die Technologie Platooning fahren LKW automatisch in einem Konvoi. Weil sich der Luftwiderstand verringert, wenn die LKW nah hintereinanderfahren, sind Kraftstoffeinsparungen von bis zu elf Prozent pro Wagen möglich. Im Betrieb helfen ebenfalls Apps, KI oder Wearables wie Smart Glasses oder intelligente Handschuhe bei der Warenübersicht und -organisation. Um schneller und besser produzieren zu können, sind 3D-Drucker und Roboter verfügbar. Durch Cloud-Computing vernetzen sich die Mitarbeiter – besonders IT und die Fachbereiche müssen eng zusammenarbeiten.

Klaut die Digitalisierung Jobs? Ganz im Gegenteil!

Bitkom führte noch eine andere Studie5 durch. Dabei stellte sich heraus: Die Logistikunternehmen sind überzeugt, dass durch die Digitalisierung mehr Arbeitsplätze und Jobs entstehen werden. Etwa 70 Prozent erwarten einen steigenden Bedarf an Fachkräften, die sich sehr gut im Digitalen auskennen. Aus- und Fortbildungen sind unbedingt nötig, damit die Mitarbeiter korrekt mit Datenbrillen, Drohnen und Co. umgehen. Deshalb denken 43 Prozent der Befragten, dass die Technologien Angestellte nicht verdrängen, weil diese die Devices bedienen und kontrollieren müssen. 58 Prozent sind sogar der Meinung, dass der Bedarf an dafür qualifizierten Fachkräften ansteigen wird. Ganz wichtig für Logistikunternehmen ist es, mit Startups zu kooperieren, die sich auf digitale Lösungen spezialisiert haben. 9 von 10 Firmen machen das noch nicht, wie Bitkom6 herausfand. Je kleiner das Unternehmen, desto geringer die Kooperationsbereitschaft. Dabei ist es so wichtig (nicht nur für Betriebe mit mehr als 500 Mitarbeitern), sich in Zeiten der digitalen Transformation von Experten unterstützen zu lassen. Für die Startups ist die Zusammenarbeit auch von Vorteil, weil sie dann erste Kunden und Erfahrung sammeln. In sogenannten Digital Hubs, die deutschlandweit aus dem Boden schießen, wird dieser Austausch zwischen etablierten und neuen Unternehmen besonders gefördert.

Fazit

Die Logistikbranche ist ein Schlüsselfaktor unserer Wirtschaft. Um im digitalen Zeitalter den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden, müssen die Betriebe auf dem neuesten (digitalen) Stand sein. Technologien wie Smartwatches, Datenbrillen und autonome Systeme werden von Tag zu Tag besser – Logistiker müssen davon Gebrauch machen. Die richtige Einstellung ist da, aber an der Umsetzung hapert es dann doch vielerorts. Zu bedenken ist allerdings, dass der Digitalisierungsprozess nicht von heute auf morgen erledigt ist. Es muss vorher detailliert geplant werden. Wichtig ist dabei die Frage: „Was ist überhaupt möglich?“ Zu hoch angesetzt Ziele führen spät oder nie zu Erfolgserlebnissen, also lieber ein paar kleine Schritte machen. Zu empfehlen ist der Austausch mit innovativen Entwicklungen, um den eigenen „Tellerrand“ besser zu überwinden und von dem Know-How anderer zu profitieren.

Quellen:

  1. wieselhuber.de
  2. transport-online.de
  3. digitalisierung-bremen.de
  4. bitkom.org